Erschwerte Ausgangslage

von Jonas Bienemann

 

Was stellt man sich vor, wenn wir an die verschiedenen Waller Techniken denken? Mit einem Boot auf dem Fluss oder See unterwegs zu sein und seine Montagen mit dem Echolot auf den Punkt genau abzulegen. Ruten durchspannen und auf eine Attacke warten. Klopfen, Vertikalfischen oder weiß der Geier, was man sonst noch alles machen kann. Dies ist natürlich richtig, aber leider lassen sich diese Techniken nicht überall umsetzten, ohne mit dem Gesetz negativ in Verbindung zu kommen.

 

Einige unserer heimischen Gewässer stellen uns Wallerangler oft vor eine große Herausforderung, da wir durch die gesetzlichen Vorschriften stark in unserem Hobby eingeschränkt werden. In vielen Gewässern darf man nicht auf ein Boot zurückgreifen, lebende Köderfisch sind in ganz Deutschland generell verboten, oftmals dürfen keine Systeme mit mehren Haken verwendet werden und das ist sicher noch nicht alles.

 

Da ich an einem meiner Hausgewässer auch von diesen Einschränkungen betroffen bin,

habe ich verschiedene Techniken getestet und entwickelt, um trotzdem erfolgreich den Wallern nachstellen zu können und an vielen Spots zu fischen, wo andere Angler kapitulieren. Einige diese Tipps, Montagen und Auslegetechniken möchte ich euch hier vorstellen. Vielleicht bringt es dem einen oder anderen von euch ein Schritt näher an seinen deutschen Waller.

 

Das Hauptproblem bei uns ist es, dass man nicht mit dem Boot die Montagen ausbringen darf.

An das Angeln vom Boot ist nicht mal zu denken. Selbst wenn wir nur die beköderte Montagen mit ins Boot genommen haben und die Ruten an Land waren, bekamen wir Probleme mit der WSP. Nur das Loten vom Boot ist erlaubt. Was nun??

 

Wie die meisten anderen Wallerangler die ich bisher gesehen habe, bleibt nur das Auswerfen vom Buhnenkopf aus mit schweren Grundbleien. Nein, das war nie mein Ding, da das Angeln mit einem Grundblei für mich viele Nachteile mit sich bringt. Das größte Problem ist die Gefahr eines Hängers. Im Drill eines Fisches kann sich das Blei, immer irgendwo aufhängen, was einen Ausschlitzen oder viel schlimmer ein Abriss zur Folge haben kann.

 

Ich beginne mit der Ausgangslage, dass wir in einer Buhne fischen wollen. Hier verwende ich gerne wie fast überall im Fluss die U-Posenmontage. Mit der U-Pose haben wir die Möglichkeit unseren Köder Punkt genau am Spot anzubieten. An Stelle eines schweren Grundbleies setze ich ausschließlich Steingewichte an einer Reissleine ein. Eine Abrissmontage bringt viele Vorteile mit sich. In starker Strömung kann sie besser gespannt werden. Dadurch ergibt sich ein besser Selbsthakeffekt. Im Drill hat man keine Bleigewichte an der Schnur, was zu Behinderungen führen kann. Steine kosten kein Geld, da sie meist in Massen am Wasser vorhanden sind. Nur wie bekommen wir Steine an unseren Spot? Habe einiges ausprobiert bis ich zwei einfache Lösungen gefunden habe.

 

Auslegetechnik 1:

 

Möchte ich nah an der Steinpackung am Buhnenkopf oder im Loch hinterm Buhnenkopf fischen, setze ich die 2 Rutentechnik ein. Das heißt, dass ich den Stein mit der Rute auswerfe. Starkes und hochwertiges Material ist Grundvorrausetzung für diese Auslegetechnik, da beim Werfen von 1-2 Kilogramm schweren Steinen extreme Belastungen auf das Material einwirken.

 

Der Aufbau dieser Technik ist sehr simple. Man bindet seine Montage ganz normal vor. Anstatt eines Sea Boom oder eines Sliders nutze ich einen stabilen Wirbel oder einen selbstgebauten Slider, da Plastik und die Karabiner der Sea Booms nicht für diese Belastungen ausgelegt sind. Als Reissleine setze ich 0,40mm Monoschnur ein. Hört sich viel an, aber bieten wir unseren Köder nah an der Steinpackung an, sprengt man die Reissleine ohne Probleme, selbst mit diesen recht kleinen Steingewichten. Statt der U-Posenmontage montiere ich einen Auftriebskörper am Kugellagerwirbel. Die Auftriebsklasse richtet sich nach den Strömungsverhältnissen die an Spot herrschen. Posen mit 300Gramm plus sind nicht ungewöhnlich.

 

Des Weiteren muss man beim Werfen der Steinmontage einen Handschuh oder Fingerschutz tragen um sich vor eine Verletzung durch die geflochtene Hauptschnur zu schützen. Wurfweiten von etwa 15 – 20 Meter sind absolut machbar und oft kommt man so schon an den Spot, den man befischen möchte. Nach dem Auswerfen lässt man den Auftriebskörper kontrolliert an die Oberfläche aufsteigen. Mit der Spinnrute kann man die Pose leicht einfangen und mit offener Rolle zurück an Land ziehen. Pose aushängen, Montage ein Schlaufen, Beködern, Montage zum Stein ziehen und Abspannen. Fertig.

 

Auslegetechnik 2:

 

Das Auslegen mit einem Ballon ist die zweite Möglichkeit eine U-Posenmotage in einer Buhne zu setzen. Hierbei könnten weiter entfernte Stellen in der Buhne befischt werden. Beim Auslegen mit einem Ballon wird die komplette Montage vorbereitet inkl. dem Beködern. Wir pusten einen Ballon auf und binden oberhalb des Knotens eine Reisleine an. Die Reissleine am Ballon darf nur den halben Durchmesser haben wie die am Steingewicht. Ich setze am Stein wieder 0,40mm und am Ballon 0,20mm ein.

 

Die Reissleine von Stein und Ballon werden beide in den gleichen Karabiner des Slider oder Wirbels eingehängt. Was außerdem noch wichtig ist, das man die Reissleinen am Stein sowie am Ballon recht kurz hält. Lässt man sie zu lang bekommt man oft Probleme beim Einsetzen ins Wasser. Durch den Auftrieb des Ballons wird der Stein an der Oberfläche gehalten. Daher setze ich auch möglichst große Ballons für diese Technik ein. Das einzige was man bei der Auslegetechnik etwas im Auge haben sollte sind die Schiffe bzw. die Wellen, um einen  ungewollten Bruch der Reissleine zu vermeiden. Man setzt den Stein mit dem Ballon an der Spitze des Buhnenkopfes sanft ins Wasser.

 

Das beköderte Vorfach wird danach stromab ins Wasser geworfen. Durch den Strömungsdruck wird der Ballon inkl. Stein und Montage Fluss abgezogen. Man muss die Schnur mit der Hand immer leicht Abbremsen und die U-Pose im Auge behalten. Die sollte immer gestreckt vor dem Ballon hertreiben damit sich die Montage nicht verdrehen kann. Ist man an dem Spot der befischt werden soll angekommen, hält man die Schnur mit der Hand fest und schlägt leicht mit der Rutenspitze in die Hauptschnur. Durch den Ruck sprengt man die 0,20mm Reissleine am Ballon, was man deutlich durch das komplette Auftauchen erkennen kann. Nach dem Absinken des Steingewichtes kann die Montage im Rutenhalter abgestellt werden und die nächste Rute ist scharf. Mit etwas Übung kann man mit dem Ballon Strecken von 150m und mehr überwinden.

 

Abspannen:

 

Was ich auch noch gerne an Buhnenfeldern mache ist das Spannen zum untern oder oberen Buhnenkopf. Das Abspannen über eine ganze Buhne lässt sich am leichtesten mit 2 Leuten umsetzen! Man läuft an den Punkt, an den man spannen will bzw. den Fixpunkt setzen will. Hier übergibt man seinem Angelpartner die Montage und läuft mit offener Bremse oder Rolle bis zu seinen Rutenhaltern. Zum Verständigen verwenden wir Funkgeräte damit man nicht über 200 Meter oder mehr das Wasser beschallen muss.

 

Da wir meist in verschiedenen Entfernungen vom Ufer weg spannen, benutze ich sehr gerne einen FMS Ausleger den ich an einen schweren Stein anbinde. Als Montage kommt die Stöckchenmontage zum Einsatz. Ich fische diese Montage gerne, weil diese schön unauffällig und sehr flexibel ist, was die Tiefeneinstellung angeht. Will man seinen Köder auf Tiefe bringen verwende ich eine Catstone von Taffi Tackle. Bleigewichte können aber natürlich auch eingesetzt werden. Als Reissleine kommen 0,40 – 0,45mm Monoschnur zum Einsatz um genug Druck auf die Montage geben zu können. Großer Vorteil des Abspannen zur U-Posenmontage ist das sie nicht so anfällig für Treibgut jeglicher Art ist. An der voreingestellten Montage wird oberhalb des Stoppers (Stöckchen) die Reissleine in einen Wirbel, Slider oder was mir persönlich noch besser gefällt einem Schnellwechselsystem eingehängt. Durch einen Auslegesystem hat man die Möglichkeit seine Montage bis zu 40Meter vom Buhnenkopf weg anzubieten. Durch die Funkgeräte kann man das herausziehen der Montage und das Spannen leicht koordinieren. Nachteil bei dieser Technik ist das man sehr viel Platz für sich in Anspruch nimmt und diese daher oftmals nicht angewendet werden kann.

 

Will man seine Montage ins Flachwasser spannen, kann man dieses mit Hilfe eines Bambus Stabs oder mit einem langen Bankstick machen. Mit diesem watet man zum Spot und verankert diesen fest im Boden. Am Stock verwendet man normal kein Ausleger sondern nur eine Reissleine. Ich bevorzuge Durchmesser zwischen 0,25 – 0,35mm.

 

Am meisten Ruhe hingegen findet man nicht in den Buhnenfeldern vor, wo neben uns Wallerangler auch Feederangler, Spinnangler und einige weitere Angler ihr Glück versuchen. Befischt man Spots in voller Strömung hat man den Fluss fast für sich alleine. Hier kann man auch sehr erfolgreich unseren Freunden nachstellen. Oftmals verlaufen steil abfallende Kanten sehr nah am Ufer. Diese Bereiche sind sehr Erfolgs versprechend. Wasserverwirbelungen verraten oft Vertiefungen und Löcher im Flussbett, wo der Waller abliegt und auf Beute lauert.

 

Geclipte Posenmontage:

 

Eine weitere sehr gute Montage für diese schwierigen Verhältnisse ist die geclipte Posenmontage. Ihr bindet eine herkömmliche feststehende Schwimmermontage. Um die Köder auf Tiefe zu bekommen sind Bleie von 300Gramm keine Seltenheit. Das solltet ihr am Wasser testen, wie viel ihr braucht. Für diese Montage benötigt man außerdem einen langen Auslegestab. Lange Kescherstangen oder Stippruten sind gut geeignet. Die Stäbe sollten eine Länge von gut 8Meter oder mehr haben um weit genug von der Steinpackung den Köder anbieten zu können. Bei Stippruten sollte ihr die Spitze entfernen, da diese in der Regel zu weich sind für unseren Zweck

 

Am Ende des Auslegestabs wird ein einstellbarer Auslöseclip befestigt! Etwa einen halben Meter oberhalb der Posen Montage wird die Schnur geclipt und ins Wasser gesetzt. Der Clip sollte so fein wie möglich eingestellt werden damit er bei einem Anbiss auslöst. Der Auslegestab wird unten in der Steinpackung so verkeilt das das Ende etwas oberhalb des Wasserspiegels steht und die Pose sicher am Spot halten kann. Die Rute wird einfach oben in den Rutenhalter gestellt und die Hauptschnur leicht auf Spannung gebracht. Die Bisserkennung ist so gesichert und man bekommt die Hauptschnur noch besser von der Steinpackung weg, wie bei der U-Posenmontage.

 

Mit diesen Montagen und Auslegetechniken kommt man an Gewässern, wo das Auslegen mit dem Boot verboten ist, gut zu Recht. Ganz klar nicht das Optimum, aber viele heiße Spots können super befischt werden. Gewässerkenntnis ist aber Voraussetzung um Erfolg zu haben und auf Dauer erfolgreich zu bleiben. Das Blind setzen der Montagen bringt nichts. Loten, Erfahrungswerte und Zeit am Wasser bringen Fische. Gerade bei erschwerten Ausgangslagen heißt es Arbeiten und Ideen umsetzen um immer ein Schritt vor den anderen zu sein.

 

Weiter Infos zu den Techniken, Montagen und zum Material findet ihr aus unserer Teamseite:

 

www.huntingteam-nrw.de

 

 

Tight Lines                                                                           Jonas Bienemann