Gib Gummi

ein Bericht aus der Cat Connect 18

In dieser Ausgabe der Cat Connect ein Thema speziell für die Aktivangler unsere Szene. Der Kunstköder Markt hat in den letzten 5Jahren unglaubliche Ausmaße angenommen. Wenn man sich heute mal in einem gut sortierten Fachmarkt umschaut ist es schon extrem aus welcher Masse wir unsere Köderboxen befüllen können. Für Mich jedoch besteht ein gewisser Reiz darin mit „ Selbst hergestellten“ Kunstködern Raubfische überlisten zu können.

In dieser Folge von „Vorsprung durch Technik“ möchte ich Euch zeigen wie ihr Gummifische selbst herstellen könnt. Viele Fragen sich jetzt vielleicht warum man sich jetzt hinstellen soll? Wofür die Arbeit machen und selbst Hand anzulegen. Ich bin vor ca. 3Jahren angefangen selbst zu gießen um ein Zanderbait zu erhalten dessen Produktion eingestellt wurde. Alles ich hierbei merkte welche unbegrenzten Möglichkeiten man besitzt wenn man Dekor, Form und die Konsistenz des Baits selbst beeinflussen kann war es um mich geschehen. Den Faktor „Kostenersparnis“ ist auch ein Faktor. Diesen würde ich aber untergeordnet einstufen da ihr vor den ersten Ergebnisse Geld invertieren müsst bis ihr die ersten Gummifische in den Händen haltet.

Der Formbau:

Es gibt mehrere Möglichkeiten Gummiköder Formen zu bauen. Ich zeigen und beschreibe Euch die Herstellung einer Negativform aus Gips.

Voraussetzung für den Bau einer Negativform ist ein Mustergummifisch mit abgeflachtem Rücken. Gummifische, Twister oder andere Baits mit Rundem Rücken fallen bei dieser Formbau-Technik raus.

Material:

Dentalgips (Klasse 4)
Epoxidharz
gutes doppelseitiges Klebeband (rotes Tessa)
Behälter als Gießform
kleine Haarpinsel
Schleifpapier

Sucht euch zuerst einen eckigen Behälter der etwas größer ist als der Gummifisch den ihr nachbilden wollt. Für kleine Baits nehme ich gerne Ferrero Rocher Packungen. Diese sind optimal für Gummis bis 12cm. Ansonsten gehen natürlich jegliche Dosen/Behälter mit flachem Boden.

Mustergummis für die Selfmade Form

Gummis Negativ in der Form fixsiert

Die Gummifische müssen entfettet werden damit die gut und sicher haften in der Form. Dieses macht ihr in einer Schüssel warmen Wasser mit einem kräftigen Schuss Spülmittel. In den Formbehälter eurer Wahl klebt ihr nun ausreichend lange Streifen doppelseitiges Klebeband ein. Am besten bewährt hat sich das Klebeband von Tessa. Dieses ist zwar recht Teuer aber hiermit könnt ihr sicher sein das sich der Mustergummi nicht ablöst was eure Form wertlos machen würde. Nachdem eure Mustergummis trocken und fettfrei sind werden sie mit dem Rücken gerade in den Formbehälter geklebt.

Dentalgips Klasse 4 ist ein Gipsmaterial was in der Zahn-Technik Anwendung findet. Der Gips hat die Eigenschaften nach dem an mischen Flüssig wie Wasser zu sein und nach sehr kurzer Zeit extrem Fest zu werden. Durch die sehr kurze Verarbeitungszeit müsst ihr direkt ausreichend Gips anrühren um die Form füllen zu können. Das Mischverhältnis wird vom Hersteller angegeben. Die Verarbeitungszeit beträgt nur wenige Minuten. Ihr solltet den flüssigen Gips nach dem Anrühren kurz ruhen lassen (10 Sekunden etwa) damit Luftbläschen entweichen können. Der Gips wird danach in eine Ecke der Form eingossen bis eure Mustergummis komplett verschwunden sind. Nach dem einfüllen solltet ihr die Form ein Tag ruhen lassen.

Dentalgips erst flüssig wie Wasser

Nachher hart wie Stein

Wenn der Gips komplett ausgehärtet ist könnt ihr die Negativform entnehmen. Durch das Klebeband und die Mustergummifisch im inneren der Form löst sich das ganze meist nur sehr schlecht. Durch Klopfen auf den Boden des Formbehälters und etwas Geduld ist dieses aber kein Problem. Um die Restfeuchte aus dem Gips zu bekommen lege ich die Gipsformen für eine gewisse Zeit in den Backofen (ca. 30min bei 100Grad Umlauft).

Der letzte Schritt im Formbau ist die Form mit Epoxidharz zu behandeln. Streicht die Form sorgfältig ein mit einem kleinen Haarpinsel. Der Streichvorgang muss nach dem kompletten Aushärten des Harz so oft wiederholt werden bis die Form schön glänzt. Die Epoxidharz Schicht ist ein Schutz für die Form und lässt eure Gummifische nach dem Gießen schön glänzen. Beim Streichen mit Epoxidharz ist vorsichtig geboten. Gerade im Hammerschwanz eures Köders muss der Harz in sehr dünn Schichten aufgetragen werden. Habt ihr einmal zu viel Harz in der Form und bekommt diesen nicht mehr heraus ist die Form nicht mehr zu gebrauchen. Das Spätere Endergebnis eurer Baits steht und fällt mit dem sorgsamen und sauberem bauen der Gießformen.

Feinschliff der Form

Epoxsidharz lässt die Gummis glänzen

Das Geißen:

Das tolle an der Eigenherstellung von Gummifischen ist, dass ihr eure Köder ganz nach eigener Vorliebe gestalten könnt. Angefangen beim Dekor, der Härte des Gummiköders bis hin zum einbinden verschiedener Aromastoffen.

In diesem Artikel gieße ich um euch ein Einblick zu verschaffen 2Farbig. Der Rücken bekommt ein Fluro Orange. Der Bauch wird Farblos nur mit Glitter angemischt und gegossen. Als Gummi verwende ich den Härtegrad „Soft“. Das entspricht später der Konsistenz wie die meisten Gummifische die ihr aus dem Angelladen kennt.

Material:

Flüssiggummi
Gieß Behälter (2 Stück sollte man haben)
Farbe für Gummifische
Glitter
ggf. Aromen
Handschuhe
Atemmaske
alte Mikrowelle

Das Gießen ist im Vergleich zum Formbau weniger Zeitaufwendig und geht mit etwas Übung und Routine gut von der Hand. Das Material was hier zum Gummifisch gießen benötigt findet ihr in div. Internetshops (Links am Ende das Artikels). Neben dem Flüssiggummi benötigt ihr Hitzestabilisator was ihr zum Flüssiggummi mischen müsst. Je nach Dekorwunsch müssen noch Farben und Glitter eingekauft werden. Auch das einbringen div Fischöle und Aromen ist möglich.

Um das Gummi zu erhitzen benötigt ihr eine alte Mikrowelle und Gießbehälter. Bei den Gießbehältern ist es wichtig das sie hohen Temperaturen standhalten. Ich verwende dickwandigen Glas Messbecher aus der Labortechnik. Kleine Porzellangefäße mit Ausguss sind aber auch gut geeignet.

Ausstattung fürs Giesen

Farbe vorm erhitzen, Glitter danach beifügen

Durch die hohen Temperaturen ist es müsst ihr Handschuhe tragen. Außerdem sind die Dämpfe die das heiße Gummi freigibt Gesundheitsschädigend weshalb eine Atemmaske immer getragen werden sollte.

Für 2farbiges Dekor füllt in 2 Gießbehälter keine Mengen Flüssiggummi ein. Wollt ihr mit Farbe arbeiten mischt diese vor dem erhitzen bei. Glitter hingegen Rühre ich persönlich lieber nach dem erhitzen ein.

Zuerst wird der Bauch des Gummifisches gegossen. In dem gezeigten Musterdekor habe ich hier Goldenen und Kupfernen Glitter verarbeitet. Das Gummi wird in der Mikrowelle für ca. 2min erhitzt und bis zur gewünschten Höhe in die Form gegossen. Direkt im Anschluss beginnt ihr das erhitzen der Rückenschicht. Hier wie schon erwähnt mit der Farbe Fluro Orange. Wieder 2min in die Mikrowelle und die Form zu Ende befüllen.

Los geht´s!

Gummi max. 2Min erhitzen

Glitter im Bauch der Selfmade Softbait´s

Rücken und Paddeln Fluro Orange

Nach dem Guss ein paar Min ruhen lassen

Nach kurzer Zeit wird das Gummi fest und ihr könnt euren fertigen Gummifisch das der Gießform entnehmen. Die Gummifisch sollten nach dem Gießen noch ein paar Stunden auf dem Rücken liegend gerade ausgerichtet ruhen.

Wie ihr sehr ist das herstellen Eures Wunsch-Gummifisches kein Hexenwerk. Ich hoffe ein paar von Euch wurden durch diesen Bericht motiviert das ganze mal aus zu probieren.